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„Herrschaftsformen im Vergleich. (Nieder-)Adel in Schottland und im Reich im späten Mittelalter“

Workshop in Mainz, 26.02. bis 28.02.2020 (Philosophicum, P101)

Während des späten Mittelalters hatte das Königreich Schottland auf verschiedenen Ebenen Kontakte und Beziehungen zum Kontinent. Diese Beziehungen wurden auf unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Formen praktiziert: von Königshochzeiten (König Jakob II. mit Maria von Geldern 1449; König Jakob III. mit Margarete von Dänemark 1469) über Handelsbeziehungen bis zu Wissensvermittlung und Studium an Universitäten.

Bisher liegen keine systematischen Erkenntnisse darüber vor, ob und wie die politische Kultur und die Herrschaftspraxis im Königreich Schottland durch diese Kontakte zum Kontinent beeinflusst worden sind. Das liegt vor allem daran, dass man bisher in der schottischen Forschung die Entwicklung von Herrschaftsformen und politischer Kultur im Königreich Schottland im Vergleich mit England behandelt hat. Es gibt keine Studie, die nach den strukturellen Äquivalenten im Hinblick auf die Rechtsgrundlage, die ökonomischen Bedingungen, die konkreten Herrschaftsformen und die Entwicklung der Adelsgesellschaften in Schottland im Vergleich mit einem Königreich auf dem Kontinent fragt. Das ist erstaunlich, denn die Verfassungsstruktur, die territoriale Entwicklung der Herrschaften (Grafschaften) und die strukturellen Schwierigkeiten der Könige, effektive und zentralisierte Herrschaft auszuüben, lassen sich gut mit der Lage im Reich vergleichen. In beiden Königreichen haben Hochadelsfamilien - phasenweise erfolgreich – versucht, auf Kosten der Krone und des niederen Adels eigene große Herrschaftsbereiche aufzubauen. In beiden Königreichen wurde die Ausbildung einer relativ starken zentralen Regierung am Königshof durch Phasen des weitgehenden Verlustes königlicher Autorität behindert.

Diese doch erstaunlichen Ähnlichkeiten im Hinblick auf die Möglichkeiten und Probleme (hoch)adeliger und königlicher Herrschaftsformen geben Anlass zu einer genaueren vergleichenden Untersuchung dieser Herrschaftsformen in Schottland und im Reich. Mit dem hier vorgeschlagenen Workshop sollen die heuristischen Möglichkeiten und Grenzen einer vergleichend angelegten Untersuchung genauer herausgearbeitet und benannt werden.

Als erster Schritt auf dem Weg hin zu einem systematischen Vergleich werden in dem Workshop vier für die Herrschaftsausübung und die Herrschaftsformen zentrale Felder vergleichend behandelt: „Ökonomische Grundlagen“, „Kirche und Klerus“, „Recht und Konflikt“, „Familienorganisation“.

Die Themenkomplexen werden in Gesprächsrunden behandelt, in die die fachlich einschlägigen Teilnehmerinnen jeweils durch die Vorstellung von aussagekräftigen Quellen, Thesen der Forschung oder aktuellen eigenen Forschungen Impulse geben. Die dafür jeweils vorgesehenen und/oder benötigen Materialien werden allen Teilnehmerinnen rechtzeitig zum Zwecke der Vorbereitung vor Beginn des Workshops zur Verfügung gestellt.

 

Vorläufiges Programm:

Mittwoch, 26.02.2020

13:00-13:30

Prof. Dr. Jörg Rogge (JGU Mainz): Welcome and introduction

13:30-14:15

Dr. Elizabeth Rhodes (Universität St Andrews): 'His Aune Regalite': Bishops, Law, and Lordship in the Regality of St Andrews, c. 1450-1560

14:15-15:00

Dr. Jackson Armstrong (Universität Aberdeen): Bishop and Burgh in Late Medieval Aberdeen

15:15-16:00

Frederieke Schnack (Universität Kiel): Clerical princes and their reign in the late medieval empire. The bishops of Minden and their rooms for manoeuvre between 1250 and 1500

16:00-16:45

Jenny McHugh (Lancaster): For the Community, Not the King: Bishop William Landallis’s Defence of Local Rights in the Later Years of David II’s reign

16:45-17:30

Sebastian Weil (JGU Mainz): Lordship of bishops in a comparative perspective

Donnerstag, 27.02.2020

9:30-10:15

Dr. David Ditchburn (Universität Dublin): Pilgrimage between Scotland and the German Empire in the 15th century

10:15-11:00

Prof. Christine Reinle (Universität Gießen): The Imperial Peace for Westfalia of 1371 and its territorial 'successors’

11:00-11:45

Dr. Andrew Simpson (Universität Aberdeen): Legal basis for noble lordship in Scotland

12:45-13:30

Prof Dr. Steffen Krieb (JGU/ADW Mainz): After defeat: The struggle for regaining family property in the aftermath of the Sickingen revolt.

13:30-14:15

t.b.a.

14:15-15.00

Dr. Tanja Skambraks (Universität Mannheim): Noblemen, credit and conflict. Cases from late medieval Ingelheim

15:15-16:00

Prof. Dr. Michael Rothmann (Universität Hannover): Ostentative Economy - Calculating in noble household

16:00-16:45

Matthias Berlandi (JGU Mainz): Economical basis for lordship of lairds in Kincardineshire

 

Freitag, 28.02.2020

10:00-10:45

Dr. Regina Schäfer (JGU Mainz): Defining kinship by property transfer

10:45-11:30

Prof Dr. Jörg Rogge (JGU Mainz): Remarks on inter-familial organisation of the higher nobility in late medieval Scotland and the Empire