Ein Teilprojekt untersucht die Herrschaftspraktiken und Territorialpolitiken des geistlichen Adels in den Diözesen Aberdeen und St Andrews zwischen dem späten 14. und dem frühen 16. Jahrhundert. Hierbei stehen vor allem die Bischöfe und ihre Kapitel im Fokus. Die schottische Kirchengeschichte hat bislang nur selten untersucht, inwieweit der hohe Klerus (Landes-)Herrschaft ausgeübt hat.
Das Bistum St Andrews war das einkommensstärkste in Schottland, und der Kopf des monastischen Kapitels, der Prior des Augustiner-Chorherrenstifts St Andrews, hielt eine der wertvollsten Pfründen des Reiches. Als guter Gegenvergleich eignet sich das Bistum Aberdeen und die Mitglieder des säkularen Domkapitels. Neben den formalen, strukturellen und wirtschaftlichen Unterschieden zwischen den Diözesen lassen sich wahrscheinlich auch regionale und, möglicherweise, kulturelle Unterschiede feststellen. Bislang ist wenig bekannt über Herrschaftsstrategien und -praktiken der Prälaten.
Anhand der urkundlichen Überlieferung der Kapitel, Bischöfe und der mit ihnen verbundenen Adelsfamilien der Regionen kann herausgearbeitet werden, wie die Geistlichen ihre Herrschaft konsolidierten, verdichteten und ausweiteten. Sie agierten häufig als Teil ihrer Familienverbände und nutzten ihre Position, um Verwandten und Familiaren Vorteile zu verschaffen. Über den regionalen Fokus lässt sich herausarbeiten, mit welchen Strategien und Praktiken die Kleriker innerhalb ihrer Territorien agierten.
Bearbeiter: Sebastian Weil