Der Niederadel, die lairds, und ihre Rolle für die Organisation von Herrschaft im spätmittelalterlichen Königreich Schottland sind von der Forschung bisher vernachlässigt worden. Lediglich besonders prominente Aufsteigerfamilien wie die Forbes oder Erskines erfreuten sich bisher einiger Aufmerksamkeit. Da diese ihren sozialen Aufstieg der Auseinandersetzung mit dem etablierten Hochadel verdankten, müssen sie eher zu den Ausnahmen als den Regelfällen gezählt werden.
Welche Handlungsmöglichkeiten es für lairds jenseits der hohen Politik auf ebene der lokalen Administration gab, steht deshalb im Fokus dieses Teilprojekts. Mitunter bestimmten sogar lokale Interessenlagen Entscheidungen der formal übergeordneten administrativen Ebene. Einigen Familien gelang es durch verwandtschaftliche Beziehungen, eine gewisse dynastische Disziplin innerhalb des Familienverbunds und der Besetzung administrativer Schlüsselpositionen zu lokal bedeutenden Entscheidungsträgern aufzusteigen.
Neben der Überlegung ob und inwiefern die lairds strategisch gedacht haben, rundet eine Gegenüberstellung limitierender Faktoren für deren Handlungsoptionen das Projekt ab. Dazu zählen wirtschafts- und rechtshistorische Rahmenbedingungen sowie v.a. die Verfügbarkeit und die Wertentwicklung von Land, der zentralen Ressource des Mittelalters. Der Abgleich beider Perspektiven wird dazu beitragen die Selbstorganisation der schottischen Adelsgesellschaft besser zu verstehen und für die Entwicklung neuer Fragestellungen ebenfalls die gesellschaftlichen Strata jenseits des Hochadels mit einzubeziehen.
Bearbeiter: Matthias Berlandi